Die wohl bisher größte wirtschaftliche wie auch gestalterische Herausforderung der letzten Jahre war – neben Projekten wie den Wiederaufbau der Orankesee-Terrassen – die Sanierung und Renaturierung des Oranke- und Obersees. Realisiert wurde das Vorhaben vom Bezirksamt Lichtenberg in enger Zusammenarbeit mit den Berliner Wasserbetrieben und dem Fördervereins Obersee & Orankesee. Die Gesamtkosten beliefen sich auf mehr als 3 Millionen Euro. Geldgeber waren die Europäische Union und das Bezirksamt Lichtenberg.
Der Obersee ist ein künstlich geschaffener See. Er dient als Wasserspeicher bei zu hohen Niederschlägen. Dadurch wies der See in der Vergangenheit eine hohe Phosphorkonzentration auf. Das Wasser war grünlich-trüb, roch unangenehm. Es kam immer wieder zu einem starken Aufkommen an Blau-Algenblüten und zu Fischsterben.
Abhilfe schaffte der Bau einer modernen Seewasserfilteranlage. Die Filteranlage wurde errichtet als Bodenfilter mit Schilfbepflanzung. Deren innovatives Prinzip liegt in der direkten Behandlung und Reinigung des Seewassers. Das ungereinigte Seewasser wird in der östlichen Bucht des Obersees entnommen und über eine Druckrohrleitung zu den Filterbecken in der Oberseestraße gepumpt. Über zwei Auslaufstellen wird das Wasser auf die Filterbecken geleitet. Dort verteilt es sich auf deren Oberfläche und versickert vertikal durch eine 1m dicke Filterschicht, die mit Schilfpflanzen bewachsen ist. Nach einer Trocknungsphase von mehreren Tagen kehrt das gefilterte Seewasser über eine Leitung zurück zum Obersee.
Anders als der Obersee ist der Orankesee dagegen ein in der Eiszeit natürlich entstandenes Gewässer und ein beliebter See für Badegäste und Angler. Doch auch der ökologische Zustand des Orankesees war problematisch. Etwa siebzig Prozent der Uferflächen waren nicht ausreichend befestigt. Angelegt und gebaut wurde dann eine sandige Flachwasserzone. Flache, besonnte und damit warme Uferbereiche sind ein wichtiger Bestandsteil vieler natürlicher Seen und Teiche. Hier entwickeln sich Schilfgürtel und diese bieten Brutplätze für die Vögel. Zu den interessantesten Arten der Fauna im Orankesee gehört der auf der Roten Liste als „bedroht“ eingestufte Bitterling. Unter Berücksichtigung des Bitterlings als Zielart, wurden die im Rahmen der Seesanierung geplanten Maßnahmen auf die Lebensraumansprüche dieser Fischart ausgerichtet. Nach der Abflachung des Ufers wurden großzügige Bepflanzungen der gesamten Böschungen sowie der Flachwasserzone durchgeführt. So können sich die beiden Seen nun erholen und ihr ökologischer Zustand verbessern.
Sanierung bzw. Renaturierung des Obersees und des Orankesees
(von Alicja Berger)
Das Projekt „Sanierung / Renaturierung des Obersees und des Orankesees“ wurde in den Jahren 2011-2015 im Rahmen des Umwelt- Entlastungsprogrammes (UEP II) durchgeführt. Ziel des Projektes war es die Gewässerqualität und -struktur des Obersees mithilfe einer innovativen Lösung zu verbessern. Die Vorbereitung des Projektes erfolgte in enger Zusammenarbeit mit den Berliner Wasserbetrieben sowie dem Förderverein Obersee & Orankesee e.V.
Die Arbeiten wurden auf fünf Arbeitspakete aufgeteilt, so dass die Planung und der Bau abschnittsweise erfolgten. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 3,16 Millionen € und wurden zu 55 % aus UEP- und zu 45 % aus Bezirks-Mitteln finanziert.
OBERSEE
Der Obersee ist ein künstlich angelegtes Gewässer. Er dient als Regenwasserrückhaltebecken eines 26 ha großen Einzugsgebietes. Das Regenwasser weist hohe Konzentrationen an Phosphor (P) und abfiltrierbaren Stoffen auf. Diese beeinträchtigen die Wasserqualität des Sees stark, so dass das Wasser trüb und grün gefärbt ist (schlechte Sichttiefe) und eine Geruchsbelästigung verursacht. Es kam daher in der Vergangenheit zu starken (Blau)-Algenblüten und sogar zum Fischsterben.
Seewasserfilter für den Obersee
Zur Verbesserung des Gewässerzustandses wurden im Rahmen des Projektes die Sanierung des Sees sowie der Bau eines Seewasserfilters finanziert. Die Filteranlage wurde als ein Bodenfilter mit Schilfbepflanzung errichtet, deren innovatives Prinzip in der direkten Behandlung und Reinigung des Seewassers liegt. Für den Bau des Seewasserfilters stand eine Brachfläche des Bezirksamtes Lichtenberg zur Verfügung, die sich in der Entfernung von ca. 200 m vom See befindet.
Durch die kontinuierliche Reinigung des Seewassers kann die Gewässerqualität dauerhaft verbessert werden. Das gesamte Seevolumen wird behandelt, so dass neben dem Regeneintrag auch die vorhandene Belastung des Sees reduziert werden kann. Der Filter wird kontinuierlich das ganze Jahr über betrieben und kann innerhalb dieses Zeitraumes eine mehrfache Reinigung des Seevolumens leisten.
Funktionsweise des Seewasserfilters
Das ungereinigte Seewasser wird in der östlichen Bucht des Obersees entnommen und über eine Druckrohrleitung zu den Filterbecken in der Oberseestraße gepumpt. Die Entnahme des Seewassers erfolgt grundsätzlich sedimentnah, da hier die Phosphor-Konzentration im Seewasser am höchsten ist und somit die größte Behandlungseffektivität erzielt wird.
Der Filter besteht aus zwei getrennten Becken, die nacheinander beschickt werden (automatische, vorprogrammierte Steuerung). Das Wasser wird über zwei Auslaufstellen auf die Filterbecken geleitet, verteilt sich auf deren Oberfläche und versickert vertikal durch eine 1m dicke Filterschicht, die mit Schilfpflanzen bewachsen ist. Die Ablaufmenge wird gedrosselt, um das ganze Becken mit dem Seewasser auszufüllen (effektive Reinigung). Danach ist eine Trocknungsphase von 3-14 Tagen notwendig.
Das gefilterte Seewasser wird über eine Freigefälleleitung zum Obersee zurückgeführt. Die Einleitung des gereinigten Seewassers in das Gewässer erfolgt möglichst oberflächennah, um gegebenenfalls vorhandene Phosphor-Konzentrationsgradienten und eine thermische Schichtung nicht zu beeinträchtigen.
2.2 Teilentschlammung des Obersees
Zur Vorbereitung der Uferrenaturierung mussten einige Bereiche entschlammt werden. Es wurde eine Teilentschlammung durchgeführt. Zu Beginn des Projektes wurden mittels eines Saugbootes im Bereich der im Anschluss zu renaturierenden Uferabschnitte sowie die östliche Bucht (Entnahmestelle zum Seewasserfilter) entschlammt.
Die Entschlammung trägt zur Verbesserung der Wasserqualität bei und ermöglicht die Entnahme des Seewassers für den Seewasserfilter in der östlichen Bucht.
2.3 Uferrenaturierung des Obersees
Zur Verbesserung des ökologischen Gewässerzustands erfolgte die Uferrenaturierung in fünf Abschnitten. Die Uferbereiche wurden so ausgewählt, dass durch den Rückbau der Böschungsbefestigung gefährdet wären. Nach dem teilweisen Rückbau der Spundwände wurden die Ufer abgeflacht und die Böschungen land- und wasserseitig angepasst. Flache Uferzonen haben eine wichtige Funktion als Laich-, Brut-, und Nahrungsgebiet für verschiedene Tierarten.
Am Nordufer wurden in zwei Teilabschnitten Spundwände vor der Bestandswand eingebracht. Die neuen Spundwände wurden mit gleichen Stahlbetonholmen ausgestattet und der Zwischenraum wurde verfüllt. Dadurch wurde am Nordufer an allen Stellen die minimale Wegbreite von 1,5 m erreicht.
Auf eine zusätzliche Bepflanzung der renaturierten Uferbereiche wurde bisher verzichtet. Eine natürliche Ausbreitung und Entwicklung der Vegetation wird angestrebt.
3. ORANKESEE
Der Orankesee ist ein natürlich entstandenes Gewässer aus der Eiszeit, dessen Ufer unter Biotopschutz stehen. Er wird als beliebter Badesee und als Angelgewässer genutzt. Er weist eine ausgezeichnete Badewasserqualität auf. Sein ökologischer Zustand musste jedoch verbessert werden, da ca. 70% seines Ufers bis vor wenigen Jahren nicht naturnah und künstlich befestigt waren.
3.1. Uferrenaturierung
Im Rahmen des Projektes wurde die Stahlspundwand abgetrennt und eine sandige Flachwasserzone errichtet. Flache, besonnte und dadurch erwärmte Uferbereiche sind ein wichtiger Bestandsteil vieler natürlicher Seen und Teiche. Zum einem kann sich dort ein Schilfgürtel entwickeln, der viele Brutplätze für Wasservögel bietet. Zum anderen stellt der Orankesee einen Lebensraum für Teichmuscheln dar, welche v.a. die Flachwasserzone besiedeln. Eine weitere im Orankesee in der Vergangenheit gesichtete und gemäß der Roten Liste Berlin als stark gefährdet eingestufte Tierart ist der Bitterling, eine Fischart.
Unter Berücksichtigung des Bitterlings als Zielart, wurden die im Rahmen der Seesanierung geplanten Maßnahmen auf die Lebensraumansprüche dieser Fischart ausgerichtet, um diese in ihrer Entwicklung zu fördern und die Art zu erhalten.
Die Angler erhielten an fünf Stellen des Ufers die Möglichkeit zum Angeln, da in dem See auch viele andere Fischarten vorkommen. An diesen Stellen ist die Spundwand verblieben und wurde mit neuen Betonplatten bedeckt.
Uferbepflanzung
Nach der Abflachung des Ufers wurden großzügige Bepflanzungen der gesamten Böschungen (Stauden und Sträucher) sowie der Flachwasserzone (Sumpfpflanzen) durchgeführt. Dadurch hat sich der ökologische Zustand des Gewässers deutlich verbessert.
Pflanzungen von neuen Bäumen im Uferbereich wurden nicht durchgeführt, um den starken Laubeintrag zu unterbinden.
Tiefbrunnen
Der Orankesee weist hohe natürliche Wasserverluste auf und wird seit Jahren zusätzlich mit Grundwasser versorgt. Im Rahmen des Projektes wurden eine Pumpe im Brunnen des Strandbadesausgetauscht und ein neuer Brunnen im Orankeseepark errichtet. Dadurch ist es möglich den Wasserspiegel im Seekonstant zu halten und die Wasserverluste auszugleichen.