15. Der sowjetische Geheimdienstchef Alexej Sidnjew

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Shadow

Noch eine Geschichte. Und noch eine Biografie…
Eine schillernde Persönlichkeit war der sowjetische Geheimdienstchef von Berlin Generalmajor Alexej Sidnjew. Ab Herbst 1945 residierte er in dem luxuriös eingerichteten Gebäude in der Oberseestraße 56. Die Anwohner Hohenschönhausens nenne das Haus lakonisch „die kalte Pracht“.
In der großzügig angelegten Villa des belgischen Konserven- und Wurstfabrikanten Eduard Vermander gab es Besucherräume, ein Billardzimmer und einen Wintergarten. Sie war ausgestattet mit einem Kühlschrankaggregat und einem elektrischen Heißwasserspeicher. Die Fußböden waren mit Tafelparkett ausgelegt und die Decken mit Holz getäfelt.
Zum Wassergrundstück, das teilweise von einem großen eisernen Kunstschmiedezaun umsäumt war, gehörten zudem ein größerer Garten mit Pavillon und ein Fischteich. Darüber hinaus fand der Generalmajor auch Gefallen an dem vom Stararchitekten Mies van der Rohe entworfenem Landhaus. Dieses nutzte er dann als Lagerfläche und als Garage.
Als leitender Geheimdienstoffizier im Ostteil der ehemaligen Reichshauptstadt war Sidjnew – neben Kowaltschuk – einer der Hauptverantwortlichen für die Internierung, Verurteilung, Deportation und den Tod tausender Berliner Bürger. Gleichfalls gehörte er zu den sowjetischen Generalen, die sich unter Ausnutzung ihrer Dienststellung in Deutschland maßlos an illegalem Beutegut und Kriegstrophäen bereicherten.
Im Dezember 1947 wurde der erst Einundvierzigjährige dann als Minister für Staatssicherheit versetzt in die Tatarische Sowjetrepublik. Kurz darauf geriet er selbst im Intrigengerangel der Dienste zwischen die Fronten. Ende 1948 wurde Generalmajor Sidnjew verhaftet. Im Raum stand der Verdacht, er habe 1945 achtzig Millionen Reichsmark aus der Berliner Reichsbank gestohlen.
In seiner Leningrader Wohnung fanden die Ermittler dann 600 silberne Besteckteile, etwa 100 Schmuckgegenstände aus Platin und Gold sowie französische Gobelins aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Nach weit über dreijähriger Untersuchungshaft verurteilte ihn ein Sondergericht im Oktober 1951 zur Zwangsheilung in einer psychiatrischen Anstalt. Erst nach Stalins Tod 1953 wurde Sidnew freigelassen und unehrenhaft aus dem Innenministerium entlassen. Er starb im Jahr 1958.
Den belgischen Unternehmer Eduard Vermander, den Eigentümer der Villa in der Oberseestraße 54, verhaftete die sowjetische Geheimpolizei im Oktober 1945 als angeblichen Spion und Unterstützer des NS-Regimes. Er habe – so der Vorwurf – die Wehrmacht mit Fleisch- und Wurstwaren beliefert.
Trotz seines fortgeschrittenen Alters – er war bereits 71 Jahre alt – überlebte Eduard Vermander das Speziallager Nr. 3 in der Genslerstraße und das ehemalige KZ Sachsenhausen. In beiden Lagern war etwa zeitgleich auch sein 1904 geborener Sohn Lucien inhaftiert. Und Vater und Sohn wurden erst Anfang 1950 aus der sowjetischen Internierung entlassen.

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