21. Jüdisches Leben in Hohenschönhausen

synagoge-aussen
synagoge-aussen
synagoge-innen
synagoge-innen
praxisschild
praxisschild
praxis-aronstein
praxis-aronstein
praxis-aronstein-1
praxis-aronstein-1
stolpersteine-1
stolpersteine-1
stolpersteine-1
stolpersteine-1
synagoge-aussen
synagoge-innen
praxisschild
praxis-aronstein
praxis-aronstein-1
stolpersteine-1
stolpersteine-1
Shadow

In der Konrad-Wolf-Str. 91 erinnert ein Gedenkstein an die jüdische Gemeinschaft Hohenschönhausen und an ihre Synagoge, die sich hier befand. Wie sah dieses Gotteshaus aus? Es gibt wenige Fotos: Zu sehen ein zweistöckiges ehemaliges Stallgebäude, eine einfache Brettertür mit der Aufschrift „Tischlerei“, daneben das Schild „Jüdische Gemeinschaft“.
Im kleinen Betraum: Der Schrein mit Torarolle, Schild und Krone, das Lesepult unter dem Davidstern, die Kandelaber. Doch wer waren die Menschen, die sich hier zum Beten versammelten?

Am Anfang des 20. Jahrhunderts lebten im ländlich geprägten Hohenschönhausen nur wenige Menschen jüdischen Glaubens. Unter ihnen waren aus dem Osten zugewanderte Geflügelmäster und Fleischhändler wie Abraham Grün und Heinrich Schlesinger. Als die Metropole Berlin weiter wuchs, zogen Juden mit den unterschiedlichsten Berufen in das Gebiet rund um die Berliner Straße, die heutige Konrad-Wolf-Straße – so zum Beispiel der Arbeiter Hugo Lewinsohn, die Dentistin Ellen Leyser, der Beamte Richard Pagel, der Rechtsanwalt Herrmann Leiser, die Ärzte Gertrud und Ludwig Cohn.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden Juden aus allen Lebensbereichen zunehmend ausgegrenzt. Dies führte zu einem Zusammenrücken der etwa 170 jüdischen Hohenschönhausener. Bisher hatten sie Gottesdienste an verschiedenen Orten der Stadt besucht. 1933 schlossen sie sich zur jüdischen Gemeinschaft Hohenschönhausen zusammen und führten eigene Gottesdienste durch – anfangs noch in Wohnungen. Dann schufen sie sich in einem Hofgebäude in der Berliner Straße 91 ihren eigenen Betraum. Der wurde am 22. Dezember 1934 feierlich eingeweiht. Die Gemeindemitglieder schmückten ihn weiter aus, sodass im Sommer 1935 hier die Synagogenweihe stattfinden konnte.

Jizchak Schwersenz, der 1938 als Vorbeter wirkte, erinnerte sich 1996: „Der Zulauf zur Synagoge in jener Zeit war groß, man suchte Hilfe und Zuspruch, man brauchte Erbauung. Und so waren alle damals noch befindlichen Gottesdiensthäuser… gut besucht. In jener Zeit gingen auch Menschen zum Gottesdienst, die früher nicht gegangen sind.“

Nach den Novemberpogromen 1938 musste die kleine Gemeinde ihre Tätigkeit einstellen, auch wenn das Gebäude erhalten blieb. Es wurde erst 60 Jahre später abgerissen.

1938 erreichten die antijüdischen Maßnahmen in Deutschland ein neues Stadium. Sie betrafen auch den in Hohenschönhausen beliebten Arzt Dr. Victor Aronstein. Als Teilnehmer im ersten Weltkrieg blieb er zunächst vom Entzug der kassenärztlichen Zulassung verschont. Nun wurde allen jüdischen Ärzten die Approbation entzogen. Victor Aronstein musste seine Praxis in der Werneuchener Straße schließen. Er wurde 1941 in das Ghetto Lietzmannstadt deportiert und starb 1945 im Vernichtungslager Auschwitz.

Nur wenigen Hohenschönhausener Juden gelang die Emigration. Die Deportationen in den Osten begannen im Oktober 1941. Einige Verfolgte versuchten unterzutauchen, was ohne fremde Hilfe unmöglich war. Die meisten Deutschen halfen nicht: aus Gleichgültigkeit, Überzeugung oder aus Angst. Doch einige Menschen brachten den Mut auf: Wir wissen, dass in Hohenschönhausen das Ehepaar Schrödter, der Bäckermeister Hildebrandt und seine Frau, sowie in Malchow die Familie Naujocks zeitweilig Juden bei sich versteckten. Der größte Teil der jüdischen Gemeinschaft Hohenschönhausen überlebte die Nazidiktatur nicht. Männer, Frauen und Kinder wurden verschleppt und in den Lagern getötet.

Lesen Sie hier die lange Version