14. Der sowjetische Geheimdienstmann Nikolaj Kowaltschuk

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1946 hatte der russische Geheimdienst MGB seine Führungs- und Verwaltungsstrukturen sowie die Mannschaftsverbände und verschiedene Spezialabteilungen im separaten Bereich in der Oranke-, Waldow-, Friedhof- und Oberseestraße eingerichtet. Dort lebten und arbeiteten etwa 1.200 Soldaten und Offiziere.
Seit dem Frühjahr 1947 wirkte dort auch Generalleutnant Nikolaj Kowaltschuk. Kowaltschuks Biografie ist beispielhaft für die überhitzte, von Ehrgeiz, Missgunst und Hysterie geprägte Zeit der Besatzung und der stalinschen Willkürherrschaft. Einer Herrschaft, die ihren Machterhalt generierte, indem sie permanent „Feinde“ aufspürte – in der Bevölkerung wie auch im Innern des Apparats.
Die sowjetische Besatzungsmacht stellte damit – strukturell wie personell – die Weichen für die darauffolgende, vier Jahrzehnte währende Machtausübung der Sicherheitsorgane und der Regierungen in der DDR. Und so wollen wir diese Biografie kurz erzählen…
Als Stellvertreter und Vertrauter des sowjetischen Staatssicherheitsministers war Kowaltschuk der ranghöchste Geheimdienstmann und gleichzeitig einer der einflussreichsten sowjetischen Besatzungsoffiziere. Er war verantwortlich für zahllose Verhaftungen und Verurteilungen. Unter Kowaltschuks Regime baute der sowjetische Geheimdienst in Deutschland ein umfangreiches Netz von Agenten und Spitzeln auf. Diese spionierten gegenüber den ehemaligen Kriegsverbündeten im Westen. Sie überwachten die Parteien und Massenorganisationen und kontrollierten den Aufbau der deutschen Polizei.
Kowaltschuk unterdrückte in seinem Machtbereich alles, was sich – tatsächlich oder vermeintlich – gegen die sowjetische Besatzung richtete. Allein in den ersten drei Monaten des Jahres 1949 hatte er die Verhaftung von 1.060 Deutschen angeordnet. Er selbst residierte in der Waldowstraße. Das zweistöckige repräsentative Haus gehörte einer Witwe aus Westberlin und wurde ursprünglich bewohnt von drei deutschen Familien.
Im August 1949 wurde Kowaltschuk nach Moskau zurückbeordert und belohnt für sein Wirken in Deutschland. Kurz darauf erfolgte seine Ernennung zum Minister für Staatssicherheit der Ukrainischen Sowjetrepublik.
Ab September 1952 rutschte er auf der Karriereleiter wieder abwärts. Im Mai 1954 wurde er „wegen Diskreditierung“ der Staatssicherheitsorgane als Leiter Gebietsverwaltung des Innenministeriums in Jaroslawl entlassen. Einige Monate später wurde ihm auch der Generalsrang entzogen. Und Kowaltschuk starb 1972 in Kiew.

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